Kassel. Wenn ein Mensch an Demenz erkrankt, schränkt das seine Lebenswelt extrem ein. Soziale Kontakte werden weniger, Unternehmungen und der Besuch kultureller Veranstaltungen sind oft undenkbar. Ein Projekt der AWO-Stiftung Lichtblicke soll das ändern: Ab Januar werden in der Kasseler GRIMMWELT spezielle Führungen für demenziell veränderte Personen und deren Angehörige stattfinden - ganz niederschwellig und mit liebevoller Begleitung. Zurzeit wird das Vermittlungsteam auf diese besondere Aufgabe vorbereitet.
„Bei diesen Führungen wird es nicht um die Weitergabe von Wissen gehen, sondern vielmehr darum, Brücken zu bauen. Hier soll ein geschützter Raum entstehen, in dem die Menschen so sein können, wie sie sind", erklärt Dr. Valentina Tesky, die das Projekt gemeinsam mit Dr. Arthur Schall wissenschaftlich begleitet. An der Goethe-Universität Frankfurt haben die beiden Wissenschaftler intensiv zum Thema Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz geforscht und bringen ihre Erfahrungen nun in die Schulung der Kasseler Kunstvermittler ein. Kommunikation spiele zum Beispiel eine zentrale Rolle bei den Führungen, darauf würde das Team intensiv vorbereitet.
Die Dauerausstellung der GRIMMWELT sei ideal für das Projekt, sagt Arthur Schall: „Märchen sind tief im Langzeitgedächtnis verwurzelt und sprechen Menschen mit Demenz deshalb auf emotionaler Ebene an." Stationen wie das mit Süßigkeiten verzierte Hexenhaus oder die Dornenhecke lieferten zahlreiche Anknüpfungspunkte für Gespräche, auch über die Geschichten der Brüder Grimm hinaus. Vom Märchenstoff komme man zum Beispiel schnell zu alltäglichen Tätigkeiten - vom Kochen und Backen bis zur Gartenarbeit.
Die Führungen der AWO-Stiftung Lichtblicke werden etwa eine Stunde dauern. Im Abschluss soll es jeweils eine Atelierarbeit geben, bei der Teilnehmer und Angehörige selbst kreativ sein können. Die ersten Termine sind für den 16. Januar und 13. Februar geplant. Eine Anmeldung wird ab Anfang Januar an der Kasse der GRIMMWELT möglich sein.